Trixy Freude: November 2008 Archive

Bei der Suche nach Weihnachtsgeschenken wird so mancher im Netz fündig. Onlineshops gibt es genug. Das Problem ist nur, das viel zu viele davon nicht so funktionieren, wie man es erwartet. Die Folgen sind häufig Kaufabbrüche.

Bei Navigationen wie dieser hier kein Wunder:

onlineshop_navi.jpg


Abgesehen von dem schlechten Kontrast durch die schattierte und mit aufhübschenden Quadraten versehene Schrift ist in dieser Navigation auch keine Logik zu erkennen. Die Anordnung scheint willkürlich, wichtige Punkte wie "Kontakt" muss man suchen.

Vorschaubild für onlineshop_kategorie.jpg

Aber nun gut, diese Navigation brauchen wir ja zum einkaufen zunächst nicht. Wichtiger ist ja, was man hier kaufen kann. Bloß dumm, dass das nicht so klar ist. Es gibt viele Möglichkeiten zur Kategorisierung. Üblicherweise sortiert man nach Begriffen, im Onlineshop also nach Produkten. Man kann auch alphabetisch sortieren oder nach Wichtigkeit. Oder, was man glücklicherweise selten, aber doch immer wieder mal sieht, auch nach Markennamen.

Das ist okay, solange noch eine Kategorisierung nach Produkten zusätzlich angeboten wird. Denn ganz ehrlich, wer diesen Shop per Google-Suchanfrage findet, hat in der Regel nach einem bestimmten Produkt gesucht: nach einem Koffer, aber nicht unbedingt nach "Samsonite". Oft muss oder möchte man sich als Käufer auch erst einen Überblick verschaffen und weiß nicht, welcher Hersteller welche Produkte anbietet. So kann es sein, dass ich eine Aktentasche möchte, aber "Bree" nur als Hersteller von Damenhandtaschen kenne. Kurz gesagt, die alleinige Kategorisierung nach Markennamen ist höchstens in einem Shop sinnvoll, der explizit damit wirbt, dass man dort die tollen neuen Markenklamotten kaufen kann. Der wird dann aber höchstwahrscheinlich auch nicht "Leder-Shop24" heißen.

Was mache ich nun in eben jenem Shop, wenn ich mein Produkt nicht finde und entweder nicht weiß, welcher Hersteller es anbietet oder es mir egal ist, weil ich mich allgemein informieren möchte? Genau.
Ich benutze die Suchfunktion. Und wer jetzt ein wenig den Text auf der Startseite gelesen hat, glaubt auch einen Hinweis darauf bekommen zu haben, wo sich die Suchfunktion befindet:

onlineshop_suchen.jpg


Ah, es gibt also eine Suchfunktion. Die soll oben rechts sein. Das wäre erwartungskonform, das heißt, die Suche wäre dort platziert, wo sie in der Regel die meisten Nutzer erwarten – weil sie es von der Gestaltung anderer Shops so gewohnt sind. Oben Mitte wäre übrigens auch noch eine gute Möglichkeit. Wer übrigens glaubt, der Begriff "Suchfunktion" in dem Text auf der Startseite wäre verlinkt, der irrt. Links haben zwar die gleiche Farbe, sind aber unterstrichen. Trotzdem: es ist keine gute Idee, Textauszeichnungen in der gleichen Farbe wie Links zu gestalten.

Nun aber weiter, wir wollten ja etwas suchen. Aber ... moment... wo ist sie denn, die Suche?

onlineshop_rechts.jpgDas ist die rechte, obere Ecke des Onlineshops. Ein Suchfeld kann man dort allerdings nicht entdecken. Nur ein paar merkwürdige Buttons, von denen sich immerhin einer, der mit dem Einkaufswagen, selbst erklärt. Dahinter verbirgt sich in der Tat der Warenkorb. Aber "Exit"? Was genau soll ich denn mit dieser Schaltfläche beenden können? Interessanterweise führt ein Klick darauf zurück zur Startseite. Möglicherweise kann man sich damit auch ausloggen, falls man eingeloggt ist - wer weiß das schon so genau, denn hilfreiche Erklärungen, wenn man mit der Maus darüber fährt, sind leider Fehlanzeige. Bei dem Button mit dem Paragraphen könnte man auf die Idee kommen, hier befände sich das Impressum, oder? Wieder falsch. Dort finden sich die Allgemeinen Geschäftsbedingungen ...

Die Shophilfe hilft auch nicht weiter, denn dort wird nur erklärt, wie eine Bestellung funktioniert. Wo ist denn jetzt also die Suche? Sie ist genau auf der anderen Seite, links nämlich.

onlineshop_links.jpgWer Glück hatte, hat das bereits gesehen, als er die Markennamen gescannt hat. Ich gestehe, dass ich diese Funktion an dieser Stelle vollkommen übersehen habe. Eine kritische Stelle im Onlineshop! Wer die Funktion aufgrund der Platzierung überhaupt nicht findet, wird bereits hier den Shop verlassen.



Was ich dann auch gemacht habe. Der Shop sollte mir nicht die Zeit stehlen, sondern mir unter anderem das bieten, was ich suche, und zwar schnell und gut präsentiert. Sonst bin ich weg und kaufe woanders. Denn Shops gibt es genug ...

Das Perl-Blog beschäftigte sich in dieser Woche intensiv mit der neuen Online-Petitionen-Webseite des Deutschen Bundestages. Ziel dieser Seite ist eine Übersicht über öffentliche Petitionen, das Mitzeichnen und Einreichen solcher und die Diskussion über diese Petitionen. Die Seite weist neben technischen Mängeln und mangelhafter Barrierefreiheit auch Usability-Probleme auf.

Seit gestern gibt es für Nutzer die Möglichkeit, in einer kleinen Befragung ihre Meinung über die Online-Petitions-Webseite mitzuteilen.

epetition.jpg

Online-Befragungen sind eine einfache und kostengünstige Methode, die Meinung der Benutzer zu einem Produkt zu erfahren. Allerdings: solche Befragungen werden oft viel zu spät durchgeführt, nämlich dann, wenn ein Produkt bereits (nahezu) fertig ist. Das Problem: nachträgliche Änderungen kosten Geld, die Bereitschaft, Änderungen wirklich durchzuführen, ist bei einem fertigen Produkt in der Regel nicht sehr hoch. Zudem wird bei Online-Befragungen häufig nicht sehr methodisch vorgegangen, die Fragen sind oft nicht zielgerichtet genug.
 

nutzerfreundlichkeit.jpg

Eine solche Frage ist nicht besonders hilfreich. Was, wenn ein großer Prozentsatz derjenigen, die an dieser Umfrage teilnehmen, die Nutzerfreundlichkeit als mangelhaft oder schlecht bewertet? Werden dann - endlich - "echte" Nutzertests durchgeführt? Das wäre zwar gut, aber kostenintensiv.

Ein vermeidbares Problem, nicht nur bei Webseiten der öffentlichen Verwaltung. Werden die Nutzer frühzeitig in die Entwicklung einbezogen, können zielgerichtete Methoden verwendet werden, die helfen, Usability-Probleme zu entdecken, bevor sie das Endprodukt beeinflussen. So vermeidet man teure Nachbesserungen an einem fertigen Produkt, vermindert Supportkosten und - das ist bei einer Webseite der öffentlichen Verwaltung nun wieder wichtig - hinterlässt beim Benutzer ein gutes Gefühl. Usability-Experten beraten bei der Auswahl der jeweils besten Methode, die Benutzungsfreundlichkeit zu überprüfen.

Usability-optimierte Produkte, auch Webseiten, sind leicht bedienbar; und im Idealfall macht es Freude, sie zu bedienen, häufig auch unbewusst. Alles, was nicht behindert, sondern unterstützt, ist sinnvoll. Wer sich das vor Augen hält, vermeidet spätere kosmetische Operationen an etwas, das man bereits von Beginn an benutzungsfreundlich gestalten hätte können.