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Tauschticket ist eine Büchercommunity, bei der man virtuelle Tickets in Bücher und andere Medien und seit einiger Zeit auch in "alles Mögliche" investieren kann, von Socken bis zum Diktiergerät. Ursprünglich war die Tauschbörse aber hauptsächlich auf Bücher fokussiert, sah mal so aus
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und hat es in den vergangenen Jahren zu einer stattlichen Fan-Gemeinde gebracht.

Irgendwann wurde aus Buchticket Tauschticket, die Auswahl an zu tauschenden Objekten wurde größer, der Server platzte aus allen Nähten und das angestaubte Design war längst fällig für einen Relaunch. Nun also sieht Tauschticket so aus:

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Und nun ist die Community erneut verstimmt.

Der Tauschticket-Relaunch ist ein klassisches Beispiel für fehlerbehafteten Umgang mit der Community innerhalb des Community-Managements und in der Geschichte der Tauschbörse nicht der erste Punkt, der für die Nutzer zum Ärgernis wurde. Auch wenn ich jetzt an dieser Stelle keinen großen Ausflug in den Umgang mit Nutzern innerhalb von Online-Communities machen möchte - es ist im Zusammenhang mit diesem Relaunch interessant, dass die Nutzer in den Relaunch offenbar kein Stück weit einbezogen wurden.

Bemerken kann man dies anhand der Kommentare im Tauschticket-Forum, wo ein überwiegender Teil der Nutzer sich über das neue Design beklagt - und vor allem über den mangelnden Kontrast. Besonders fatal (im Hinblick auf das Community-Management genauso wie auf die Usability allgemein): dort werden bereits Tipps ausgetauscht, wie man sich im Browser benutzerdefinierte Farben einstellen kann. So sehr wird die neue Farbgebung abgelehnt.

In der Tat, der Kontrast ist schlecht. Die weiße Schrift auf den, mit einem Farbeffekt versehenen Buttons, verschwimmt nach einiger Zeit vor den Augen. Blickt man danach auf eine weiße Fläche, müssen sich die Augen erst umstellen, Farbflecken können erscheinen - die Farben sind zu grell. Der Farbeffekt erzeugt einen Bruch innerhalb der Buttons, eine optische Trennlinie, auf der die Schrift liegt. Das ermüdet das Auge rasch - lästig und störend für eine sehr gemischte Nutzerschaft mit unterschiedlicher Altersstruktur, in der sich auch viele Ältere befinden.
Auch beißt sich der Farbverlauf im Hintergrund mit den sonstigen Blautönen. Die Farbassoziation an sich ist in Ordnung: blau suggeriert Professionalität und Seriösität, grün sorgt für einen freundlichen Charakter. Aber: der Farbton ist wichtig, und der ist hier eine Spur zu hell, um wirklich angenehm fürs Auge zu sein.

Die Funktionalität hingegen hat sich verbessert - denn auch das Design an sich wurde verändert, nicht nur die Farbgebung. Tauschticket ist nun wesentlich aufgeräumter, übersichtlicher und insgesamt "leichter" geworden - ob nun in der Bedienung oder in der Optik. Die vorher zweizeilige Navigation, die durch ihre Anordnung leicht den Eindruck erwecken konnte, dass bestimmte Dinge zueinander gehören oder gar einander untergeordnet sind, wurde entschlackt:

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Insgesamt wurde das Design modernisiert, vom eckigen, leicht unbeholfenen hin zum runden; vom Informatiker-Design zum gestalterisch anspruchsvolleren. Abgesehen von den Farben, natürlich.

Die Änderung der Navigation bedeutet auch eine Änderung der Struktur, denn wie man oben im Bild annähernd erkennt, sind Navigationspunkte aus der Hauptnavigaton entfernt worden. Für den, für die Nutzer sehr wichtigen Bereich des Forums hat man eine gute Alternative gefunden; der Button befindet sich nun rechts, deutlich abgesetzt von der restlichen Navigation und direkt neben dem Button, der zum Profil des Nutzers führt. Auch wenn ich zuvor noch arg geschimpft habe darüber, dass die Belange der Community mißachtet wurden: hier wurde tatsächlich mitgedacht und die für die Nutzer wichtigsten Elemente zusammenhängend gruppiert.

Auch in anderen Bereichen hat sich die Usability von Tauschticket verbessert. Allerdings hat das offenere Design auch zur Folge, dass die Seitenstruktur stark gestreckt wird, das bedeutet mehr Scrollen und weniger die Möglichkeit, sich beispielsweise im Katalog einen schnellen Überblick zu verschaffen. Sicher ein Nachteil bei dem umfangreichen Angebot - immerhin weit über 1 Million Bücher befinden sich in der Datenbank, und dazu kommen noch hundertausende anderer Medien.

Ein solcher Relaunch dient häufig dazu, Neukunden bzw. neue Nutzer anzusprechen. Tauschticket ist weit über fünf Jahre online, es existieren einige konkurrierende Angebote, von denen viele schon lange zuvor ein deutlich angenehmeres Erscheinungsbild besaßen. Und dennoch: ein Relaunch ist manchmal auch ein Schritt zurück. Dann nämlich, wenn sich Nutzer mit einer Webseite weniger identifizieren können als zuvor. Nicht nur das Design, auch das Logo wurde verändert. Es ist sicherlich moderner und abstrakter als zuvor,  auch wenn es immer noch strenggenommen kein wirkliches Logo ist. Dass die Striche über dem Schriftzug die virtuelle Tauschwährung darstellen sollen, kann man erahnen. Für viele alteingesessene Nutzer ist dies aber ein weiterer Schritt weg vom heimeligen Buchliebhaberclub hin zu einer modernen, anonymen und austauschbaren Plattform.

Dass Tauschticket im Vorfeld keine Nutzerbefragungen, nicht einmal einfache Umfragen gestartet hat, passt in dieses Bild. Aufmerksame Community-Manager hätten aus den Forenbeiträgen ein exzellentes Stimmungsbild erhalten können und könnten es noch jetzt, wenn sie wollten. Designänderungen sind häufig schwierig für Nutzer einer Community. Usability bedeutet eben, die Nutzer einzubinden - für eine Online-Gemeinschaft ein ausgesprochen wichtiger Punkt, der über das Wohlbefinden innerhalb der Gemeinschaft entscheiden kann. Veränderungen sollten bei langjährigen, eingeführten Online-Communities behutsam geschehen.

Nutzer sind erstaunlich tolerant, wenn es ums Design geht, und sie verzeihen auch Usability-Fehler, wenn die Gemeinschaft ihnen etwas bietet, was sie dort halten kann. Ein Community-Management, das jedoch in ihren Augen nicht an diesen Nutzern interessiert ist, kann mehr stören als das.

In den letzten Tagen ging es hoch her im Netz: die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) hatten ihre frisch relaunchte Webseite präsentiert. Darüber wurde viel geschrieben und wenig gelobt, unter anderem in diesem sehr guten Artikel des Journalisten Daniel Große oder hier im Designtagebuch. Die Oberfläche ist aber auch wirklich mit bestem Willen nicht anders als - Verzeihung - hässlich zu nennen:

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Sie wirkt kein Stück zeitgemäß. Die große Frage ist, wie und mit welchen Nutzern wurde diese Webseite getestet - denn getestet wurde sie laut einer Pressemeldung angeblich. Der Kontrast der weißen Schrift auf grau gestricheltem Grund ist schlecht, die vielen Versalien sind ein No-Go im Bereich Lesbarkeit, besonders die linke Reiternavigation ist sehr schlecht zu lesen. Gehörten Senioren zur Testgruppe?

Man navigiert über gruselige, viel zu detailreiche Icons. Hier wäre interessant zu sehen, wie die Fahrscheinautomaten der LVB aussehen. Denn da liegt eine große Stolperfalle im Design (und damit auch in der Gebrauchstauglichkeit): entsprechen diese Icons nicht solchen, die die Nutzer bereits kennen, müssen sie sich umstellen. Denn die Icons sind auch nicht in irgendeiner Form standardisiert, d.h. sie sehen auch nicht bereits bekannten Symbolen ähnlich wie zum Beispiel dem hier :
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Insbesondere die Icons für "Haltestelle" und "Verbindung" rechts oben sind zu nah beieinander platziert und sich zu ähnlich. Natürlich hilft die Schrift, die Symbole dann zu unterscheiden, aber da beim Mouse over die Bildunterschriften für ALLE die Symbole in dieser oberen Ecke an der GLEICHEN Stelle erscheinen... nun ja.

Schlimm auch das an den unteren Rand geklebte und festgepinnte gelbe... Ding, das beim Scrollen stehenbleibt. Wie Daniel Große schon schrieb, fordert es zu Blicksprüngen heraus, weil es die Aufmerksamkeit anzieht. Das macht die gesamte Seite unruhig. Dazu trägt aber auch die eigenartige Verwendung von Farben bei. In Formularen sind manche Bereiche, wie z.B. das Suchfeld, orange hinterlegt. Diese Farbe signalisiert am linken Karteireiterrand auch, dass hier etwas ausgeklappt werden kann (etwas, auf das ein ungeübter Nutzer aber wahrscheinlich NIE kommen wird, da es sich nur um ein oranges Rechteck ohne jeden Text oder Hinweis handelt). Wie beim Suchfeld suggeriert die orange Farbe also eine Aktivität, die der Nutzer hier starten kann (die Suche starten, bestimmte Bereiche anzeigen lassen). Gleichzeitig sind aktive Bereiche aber auch orange markiert, sowohl in Unternavigationen bei Menüs wie auch in den Icons der rechten oberen Leiste sowie bei Icons, die auf manchen Unterseiten vorkommen. Die Haupticons, die auf der Startseite einmal prominent platziert sind und sich auf den Unterseiten links oben befinden, sind im aktiven Zustand jedoch NICHT orange hinterlegt - sondern in unterschiedlichen Blautönen, in gelb und grün...

Insgesamt also ein riesiges, wirres Durcheinander ohne jede Konsistenz. Obwohl offensichtlich viel Arbeit investiert wurde, ist das Gestaltungskonzept nicht stringent. Und die merkwürdigen Figuren im Tickets und Tarife-Bereich sind wirklich einfach nur... schrecklich. Um nochmal auf Daniel Grosse zurückzukommen, der hat das nämlich sehr sehr nett beschrieben:

"Studenten sind offenbar fülliger als Azubis, Erwachsene haben einen Bierbauch, Autofahrer sind unförmig und Senioren sind augenscheinlich Exhibitionisten, die ihren Mantel lüften."

Ganz ehrlich, wer MACHT sowas? Nimmt kostenlose Grafiken, die man im Netz runterladen kann, und benutzt die sinn- und haltlos für ein solches Unternehmen...

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Und so könnte man stundenlang weitermachen: warum gibt es zwei verschiedene Icons für Informationen, von denen eines "Nachrichten" heißt, und was unterscheidet oder verbindet eigentlich die zwei Haupticon-Leisten? Wieso ist diese Seite so wenig erwartungskonform gestaltet, dass ich - mit 15 Jahren Netzerfahrung - wie blöd danach suche, wie man verdammt noch mal zurück zur Startseite kommt? Wieso kleben einige Teile dieses "Designs" so aneinander, während andere viel zu viel Luft haben? Wieso gibts beim Browsen mit Safari unter dem Punkt "Hilfe" einfach mal GAR nichts?

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Besonders fassunglos ließ mich der Kommentar des Marketing-Leiters der LVB zurück, der auf die zahlreichen technischen Probleme mit der Fahrplanauskunft antwortete:

„Diese Fehler gab es auch schon vorher, sie hängen nicht mit der neuen Internetseite zusammen."

Wollen wir alle mal einen Moment innehalten und darüber nachdenken, was der Zweck der Webseite eines Verkehrsunternehmens sein sollte. Welche Nutzungsszenarien könnte es hierfür geben? Ach so - darüber HAT niemand nachgedacht? Sieht so aus. Im wahrsten Sinne des Wortes.        
Wenn ich eine Pressemeldung zum Relaunch einer Bibliotheken-Webseite bekomme, horche ich als Ex-Bibl-Assi natürlich auf. Bibliotheken-Webseiten waren in den letzten Jahren so ein bisschen das Stiefkind im Web, mit wenig attraktiven Oberflächen und meist mehr schlecht als recht bedienbaren Online-Katalogen.

Die Stadtbücherei Pforzheim hat nun also eine neue Webseite bekommen. Auf einen direkten Vergleich müssen wir diesmal verzichten, weil ich die alte Seite nicht kenne. Aber wie sieht sie denn nun aus?

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Farblich kein echter Überflieger, aber was mehr stört ist die Grundeinstellung der Schriftgröße, die nicht besonders lesefreundlich ist. Etwas ungewöhnlich ist die Platzierung der Möglichkeit, die Schrift zu vergrößern/verkleinern - jeweils am rechten oberen Rand des Content-Bereichs, dadurch immer über Bildern statt direkt am Text, zumal der Text nicht zweispaltig ist. Auch dass hierfür nur Icons, kein Text verwendet werden, ist in Anbetracht der sonst üblichen Form etwas weniger schön. Dafür passt es aber für Benutzer, die die Seite www.pforzheim.de schon kennen, schließlich zeichnet sich dafür die gleiche Agentur verantwortlich.

Ein bisschen unsauber ist der Kasten "So funktioniert die OnleihePF" auf der Startseite, er hängt ein wenig schief dort... und der Link führt zu einem PDF, jedoch ohne dies anzukündigen. Externe Links werden ebenfalls nicht angekündigt - beim Überfahren mit der Maus kommt allerdings eine Meldung. Bloß ist die in Englisch:

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Viele Links haben auch gar keine unterstützenden Meldungen beim Mouse-Over, zum Beispiel die komplette Navigation rechts und links.

Dafür ist die Funktionalität umfangreich. So kann man mittels einfachem Formular eine Online-Fernleihe durchführen, jeder Mitarbeiter hat eine eigene E-Mail-Adresse, die Sitemap ist korrekt und hilfreich (wenngleich inkonsistent in der Gestaltung der Links).

Als Fazit: ein für Bibliotheken durchaus ungewöhnlich umfangreicher Webauftritt mit mehreren kleinen Schwächen in der Usability - und größeren Schwächen in der Barrierefreiheit. Gerade Bibliotheken sollten hier mehr Bemühungen zeigen. Dennoch ist die Seite von ihrer Modernität sicher ein Wegweiser für andere Städte, ihre Webseiten zeitgemässer zu gestalten. Mit ein bisschen mehr Nutzerfreundlichkeit dazu - eine gute Idee.
Still und heimlich (jedenfalls war ich neulich noch auf der alten Seite!) wurde http://www.fellbach.de/ einem Relaunch unterzogen. Der war, wie hier bereits kurz angedeutet, auch nötig. Und hat sich gelohnt:

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Deutlich zu sehen ist, dass die komplette Seite entzerrt wurde und nun viel übersichtlicher ist. Das Design ist moderner, gleichzeitig wurde aber behutsam vorgegangen: die obere Bildleiste hat sich in eine Drop-Down-Menüleiste verwandelt, dafür gibt es jetzt Fellbacher Bilder als Animation im vergrößerten Kopf-Bereich. Die "Schnellzugriff"-Navigation am rechten Rand ist zielgruppenorientiert, wichtige Infos wie Standort und Öffnungszeiten des Rathauses gibt es auf einen Blick. Auch die Schriftgröße ist endlich lesefreundlicher ;) Und die Gruppierung von Inhalten macht es dem Auge leichter, sich zurechtzufinden. Insgesamt ein schöner Relaunch.

Die Zusatznavigation ganz oben (auf dem Bild jetzt nicht zu sehen, dazu bitte mal auf der Webseite schauen) ist allerdings etwas kontrastarm durch den leicht schraffierten Hintergrund. Es gibt auch noch ein paar Inkonsistenzen in der Gestaltung, beispielsweise sind die "Aktuellen Nachrichten" und die "Nachrichten aus dem Rems-Murr-Kreis" unterschiedlich gestaltet im Hinblick auf die Art und Weise, wie mit Teasern und kompletten Artikeln umgegangen wird. Auch bei Schriftarten sollte man nochmal die Konsistenz prüfen, und manchmal ist nicht klar, warum bei einigen Unterseiten Grafiken zur Orientierung verwendet werden, bei anderen aber nicht.

Aber hören wir mal auf zu meckern... ein guter Relaunch, irgendwas findet man immer, was man noch verbessern könnte. :)
Im Spiegel sah ich heute eine halbseitige Anzeige der Bundesagentur für Arbeit mit dem Tenor, ihre Jobbörse sei "endlich benutzerfreundlich". Was ungefähr soviel heißt wie, dass sie es früher nicht war. Das mag sein. Aber ist die überarbeitete Jobbörse denn wirklich gut? Schauen wir mal...

So sieht sie aus:

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Aufgeräumt, übersichtlich - und sehr kontrastarm. In die Gestaltung wurde offenbar investiert, wenngleich die nach der Hälfte aufhörenden Ränder etwas irritieren. Man findet sie beim Hauptinhaltsbereich und rechts bei "Weiterführende Links".

Verwirrend: klickt man in der oberen, rechten Navigationsleiste (Startseite, Kontakt, Nutzungsbedingungen etc.) einen Menüpunkt an, öffnet sich fast immer eine neue Seite - in anderem Design, weil man dort auf einen anderen Bereich der Arbeitsagentur-Webseiten umgeleitet wird. Einzig bei "Inhalt" (und natürlich beim Klick auf die Startseite) bleibt man im Contentbereich der neuen Jobbörse. Was allerdings dieser "Inhalt"-Menüpunkt bedeuten soll?

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Offenbar stellt dies eine Art Schnellzugriff auf die Inhalte der Startseite dar. Eine Sitemap will "Inhalt" jedenfalls nicht sein, die findet sich - scheinbar - unter "Hilfe". Dummerweise öffnet sich diese Seite ebenfalls in einem eigenen Fenster, ist aber dem Layout der Startseite angepasst. Inkonsistent - zumal hier die Navigationspunkte der vorherigen Seite vollkommen verschwunden sind:

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Zurück kommt man nicht über anklicken des Jobbörse-Logos oben links, das ist nämlich gar nicht verlinkt. Und das Logo der Bundesagentur für Arbeit sieht zwar beim darüberfahren mit der Maus verlinkt aus, ist es aber gleichfalls nicht. Eine Sitemap ist die Seite übrigens auch nicht, auch wenn dort "Seitenübersicht" steht und der Text dies andeutet. Es werden hier einfach alle Unterseiten erklärt - allerdings ohne einen direkten Link dorthin. Die Texte sind teilweise ellenlang. Allerdings gibt es auf der Startseite (und beim Anklicken der erweiterten Suche) neben den Suchfeldern auch noch mal kürzere Erklärungen dazu, was hier jetzt eingegeben werden kann. Das ist sinnvoll. Abgesehen davon kann man bei dem übersichtlichen Suchformular - auch bei der erweiterten Suche - kaum etwas falsch machen oder falsch verstehen. Die umfangreichen Texte der Hilfeseite wirken daher etwas bemüht. Benutzerfreundlichkeit bedeutet eben nicht, dem Nutzer alles zu erklären. Benutzerfreundlich ist ein Angebot, wenn es möglichst wenig Erklärungen bedarf - weil es einfach und verständlich ist.

Kommen wir jetzt aber einmal zur zentralen Funktion der Jobbörse: der Suche. Ich probiere es mit einer ganz einfachen Einstellung:

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Arbeit, Design, Stuttgart. Das sind die ersten fünf Ergebnisse:

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Programmierer, Fachverkäufer Herrenschuhe, PHP-Entwickler, Technischer Redakteur und Technischer Zeichner. Jeweils mit einer Übereinstimmung von fünf Balken (von fünf möglichen, das ist die "maximale Übereinstimmung).

Äh? Der "Programmierer Prozessleitsysteme" hat immerhin noch den Titel "Design Engineer", da kommt also wenigstens das Wort Design drin vor. Beim Schuhverkäufer kommt der Begriff im Text vor (die Schuhe sind in "Design und Leder" ganz toll, die man verkaufen soll). Beim "Technischen Redakteur" ist jedoch schon gar nichts mehr von Design zu lesen. Klar ist auch, dass die Suche nach "Design" nicht darauf abzielt, irgendwo im Text der Stellenausschreibung etwas von Design lesen zu können.

So kommt man also bei der Suche schon mal nicht vorwärts. Wie wäre es also mit der erweiterten Suche? Hier gibt es die Möglichkeit, einen Beruf auszuwählen. Man gelangt zu einer Stichwortsuche. Wieder versuche ich es mit Design. Das Ergebnis? 108 Berufe, bei denen irgendwo das Wort Design erscheint - vom Anwendungsprogrammierer über den Ausstattungs-Assistenten oder den Herrenfriseur bis zum Pädagogen oder Web-Designer (immerhin). Für eine Volltextsuche ist mein Begriff eben zu allgemein - oder die Suche zu ungenau.

Etwas weiter kommt man mit dem Begriff "Designer". Die Suche nach Branchen jedoch, die bei solchen Suchbegriffen helfen könnte, erscheint erst nach einem Klick auf "Weitere Suchkriterien" und auch dann erst ziemlich weit unten. Mir scheint die Hilfefunktion jetzt doch wieder ganz nützlich...

Als kleines Fazit dieses ersten Überblicks über die neue Jobbörse der Arbeitsagentur: "Endlich benutzerfreundlich" lässt mich fragen, wie die Seite vorher ausgesehen hat und zu bedienen war. Benutzerfreundlich hieße aber auch, sich wirklich mehr am Nutzer zu orientieren und nicht an starren Behördenstrukturen - ein wenig will einem die Suchfunktion nämlich so erscheinen. Insgesamt sicher keine schlechte, aber verbesserungsfähige Seite mit vor allem Potenzial in der Suche. Dies ist allerdings leider keine neue Erkenntnis - bei all zu vielen Seiten.

Kleines Update: Der Bundesadler funktioniert inzwischen wieder. Auf die Frage, wo der Bundeskanzler wohnt, gibt es nun diese Antwort:

Antwort:
Schön, dass Sie sich für den Bundeskanzler interessieren. Was Sie noch interessieren könnte: Laut Grundgesetz kann der Bundeskanzler durch ein konstruktives Misstrauensvotum des Bundestages gestürzt werden.

Ominös, oder? :)

 

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Benutzungsfreundlichkeit spielt in der Oberflächengestaltung für die öffentliche Verwaltung eine besondere Rolle. Das "Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen" verlangt Barrierefreiheit in vielen Bereichen:

Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für behinderte Menschen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind. (Quelle)

Ohne besondere Erschwernis nutzbar. Trifft das zu? Wir starten eine neue Serie zu Webdesign und Usability in der öffentlichen Verwaltung und beginnen mit dem Deutschen Bundestag, dessen Webauftritt wir in der nächsten Zeit etwas näher betrachten wollen.

Zum Auftakt aber erst mal ein kleiner Lacher :)

http://www.bundestag.de/ nutzt einen Avatar (darüber findet sich auch etwas in diesem Artikel). Hier wird der Bundesadler als "virtueller Berater" genutzt:
 

virtueller_berater.jpg


Der freundliche Vogel fragt: "Was darf ich Ihnen zum Thema Bundestag erzählen?" Diesem verlockenden Angebot konnte ich natürlich nicht widerstehen und fragte ihn nach Klick auf die Frage:
 

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"Wo wohnt der Bundeskanzler?"
Jetzt hätte der virtuelle Berater ja eine Menge Möglichkeiten gehabt. Er hätte mir beispielsweise sagen können, dass wir gar keinen Bundeskanzler, sondern eine BundeskanzlerIN haben. Oder, dass Frau Merkel nicht im Kanzleramt wohnt, sondern in einer Wohnung in Berlin. Oder sogar, dass mich das nichts angeht, was weiß denn ich. Stattdessen:

wo_wohnt_der_bundeskanzler.jpg


Wie, "The IQ Agent is currently offline"? Handelt es sich hier gar nicht um den Bundesadler, sondern um das Wappentier der USA? Was auch immer, er funktioniert nicht. Schade. Aber dass englische Antworten nicht gerade nutzerfreundlich sind, das steht jedenfalls fest. Mehr dann in Teil 2.

Die komplette Serie als PDF (1.2 MB).

Design ist keine reine Geschmacksfrage. Die Gestaltung erfolgt idealerweise auf Basis gewisser Regeln und Gesetzmäßigkeiten, berücksichtigt die menschliche Wahrnehmung und, nun ja, ist natürlich möglichst ansprechend für den Betrachter.

Design unterliegt auch Trends. Kein Wunder also, dass die meisten der von mir untersuchten Arztbewertungsportale in ihrer Gestaltung dem momentanen Web 2.0-Trend folgen. Web 2.0 hat nicht nur das Nutzungsverhalten des Internet beeinflusst, sondern eben auch die Gestaltung. Sehr modern, frisch und motivierend für den Nutzer wirken dabei DocInsider, Jameda und Imedo. Hier die Startseite von DocInsider als Beispiel:
 

docinsider_start.jpg


Die Gestaltung von Jameda hat allerdings auch einen ziemlich lästigen Aspekt. Jameda setzt auf einen Avatar. Die freundliche Dame in medizinischer Kleidung läuft in mehreren, zufallsgesteuert ablaufenden Filmen auf der Webseite hin und her, zeigt auf etwas oder telefoniert sogar:
 

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Das kann ziemlich nerven, denn hat die Dame mal ihr erklärendes Sprüchlein auf einer der Seiten abgelassen, summt sie, seufzt, langweilt sich und so weiter. Man muss schon in die Seite einsteigen, zum Beispiel einen Arzt suchen, um sie loszuwerden. Manchmal sind Avatare nützlich, und zwar dann, wenn sie bestimmte Aspekte der Webseite erklären oder wenn sie auf Fragen in natürlicher Sprache eine Antwort haben. Solche Avatare sind in der Regel eher nicht beweglich und/oder werden erst bei gezieltem Aufruf aktiv. Natürlich mag auch der Jameda-Avatar seine Berechtigung haben: wenn er der (anvisierten) Zielgruppe gefällt.

Zurück zur allgemeinen Gestaltung. Eines der untersuchten Portale fällt in Punkto Design ziemlich aus dem Rahmen. Ärzte bewerten ist optisch alles andere als modern, es glänzt sogar noch mit Lauftext, unter anderem mit einem trotzigen "Wollen Sie überhaupt, dass Ihre Meinung eine Rolle spielt?" Auch sonst ist das Portal kein Glanzstück:

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Die Zielgruppenorientiertheit ist ein weiterer Aspekt des Designs (und auch des Textes, übrigens). Die Gestaltung sollte die Erwartungen der (potenziellen) Nutzer erfüllen. Dazu gehört unter anderem die Farbgestaltung. Interessant ist, dass die untersuchten Portale alle sehr unterschiedlich mit Farben umgehen. Imedo und Helpster haben die klassischen Farben gewählt, die man im Allgemeinen mit der Medizin in Verbindung bringt: grün und blau. Jameda benutzt nur Blau, allerdings in Verbindung mit sehr viel Weiß, was der Seite einen relativ klinischen Eindruck verleiht. Weiß ist ebenfalls ein Klassiker im medizinischen Umfeld, auch Medführer verwendet viel Weiß. Hier werden jedoch auch noch andere Farben verwendet (und zwar als Orientierungshilfen, was in Teil 4 leider unterschlagen wurde). Medführer stellt die Verbindung zur Medizin eher über Bilder und Text her. DocInsider verwendet ebenfalls hauptsächlich Weiß und Grauabstufungen, jedoch in Kombination mit Rot. Rot ist eigentlich eine Signalfarbe, die jedoch auch in der Medizin eingesetzt wird (man denke an das Rote Kreuz). Wohldosiert benutzt, wie bei DocInsider, kann ein angenehmer Rotton gute Akzente in der Gestaltung setzen.

Mein guter Arzt ist ein wenig der Ausreißer: hier wird vor allem mit Orange gearbeitet.

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Die Kombination von grau, schwarz und orange ist kontrastreich und durchaus ansprechend, jedoch nicht unbedingt das, was der Nutzer erwartet. Damit ist nicht unbedingt gemeint, dass die Farbgestaltung nicht gefallen oder gar verwirren könnte, sondern dass sie möglicherweise nicht auf Anhieb erkennen lässt, was der Nutzer auf der Seite zu erwarten hat. Allerdings hat Mein guter Arzt hier Mittel gefunden, dem entgegenzuwirken: es werden eindeutige Bilder benutzt und auch das Logo ist treffend gewählt.

Mit diesen Gedanken endet die Serie über Arztbewertungsportale im Web. Wir konnten sehen, dass moderne Ideen meist noch etwas Anlauf brauchen, bis sie wirklich funktionieren. Die untersuchten Portale haben alle gute Ideen, hier und da Optimierungsbedarf - und vor allem noch viel vor sich. Viel Erfolg! :)

Funktionalität ist ein wichtiger Faktor für die Bewertungsportale im Netz. Eine Evaluation umfasst selbstverständlich wesentlich mehr Bereiche, die natürlich in diesem Rahmen nicht vollständig getestet werden können. Im vorliegenden Teil 4 der Reihe "Arztbewertungen im Web" und in den folgenden Teilen erwähne ich einige typische Kriterien der Web-Evaluation. Zunächst geht es um eine typische Orientierungshilfe: die Sitemap.

Orientierungshilfen

Orientierungshilfen können dem Nutzer verdeutlichen, wo er sich gerade auf der Webseite befindet und wie es von dort aus weitergeht. Sie helfen idealerweise, die Struktur zu verstehen. Orientierungshilfen können mit Farben oder Reitern erfolgen, durch die Kennzeichnung von Hierarchieebenen, mithilfe von Sitemaps, mit Guided Tours und weiteren Möglichkeiten. Sitemaps werden häufig verwendet, sie sind besonders günstig, wenn die Webseite umfangreiche Inhalte bzw. eine etwas kompliziertere Struktur bietet. Drei der sieben untersuchten Portale besitzen eine Sitemap. Davon ist diejenige von Jameda besonders hervorzuheben, weil sie optisch gut aufbereitet ist und die Seitenstruktur sehr gut abbildet:
 

jameda_sitemap.jpg


Besonders verwirrend hingegen (und damit weniger nützlich als Orientierungshilfe) ist die Sitemap von Medführer. Sie öffnet sich in einem eigenen, kleinen Fenster, ist extrem lang, und es ist nicht nachvollziehbar, wie sie die Struktur abbilden möchte. Sie beginnt mit Links, die in der Navigation der Webseite überhaupt nicht zu finden sind (wo ist der Pressebereich?) und listet danach in schier endloser Zahl Informationen zu Krankheiten auf. Da diese Auflistung jedoch mit Krebs beginnt, kann sie nicht dem Navigationspunkt "Krankheiten A-Z" folgen, der auf der Startseite eine der ersten Anlaufstellen sein dürfte. Die Arztbewertungen werden, im Gegensatz zum Beispiel von Jameda, überhaupt nicht in der Sitemap erfasst. Es ist schlicht keine klassische Sitemap, die Medführer hier präsentiert. Sie offenbart vielmehr, dass Medführer ein strukturelles Problem hat: viel zu viel Inhalt mit viel zu vielen Navigationspunkten, die nicht mehr alle in einer sinnvollen, geordneten Form erfasst werden können. In solchen Fällen hilft es, die Webseite einer genauen inhaltlichen Prüfung zu unterziehen und entweder nach Möglichkeiten zu suchen, wie diese Inhalte gekürzt, gestrafft oder neu aufbereitet werden können; oder nach Wegen, die vorhandenen Inhalte in einer neuen Struktur einfacher und nachvollziehbarer anzubieten.
 

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Teil 5 wird sich mit dem Design der untersuchten Arztbewertungs-Portale beschäftigen.

Präsentation der Suchergebnisse

Ist (bei einem 15-Zoll-Laptop und einer Auflösung von 1440*900, einer Fenstergröße von etwa 860 px) Scrollen nötig, um die Suchergebnisse überhaupt zu sehen? Wie sind die Ergebnisse sortiert, und ist die Bewertung nachvollziehbar? Die Antworten darauf finden sich in dieser Tabelle:

 Portal Scrollen nötig? Sortierung nach ... Bew. nachvollziehbar?
 Imedo Ja Keine nachvollziehbare Sortierung Ja
 Ärzte bewerten Nein Alphabet Nein
 DocInsider Nein Bewertung Nur teilweise
 Mein guter Arzt Nein Datum Ja
 Jameda Nein Alphabet Keine Bewertungen
 Medführer Ja Bewertung Ja
 Helpster Nein Alphabet Keine Bewertungen


Bei zwei Portalen muss man scrollen, um überhaupt zu den Suchergebnissen zu gelangen. Nun ist die Auflösung eines 15-Zoll-Laptops sicher keine Richtgröße, allerdings sollte man es einer möglichst großen Zielgruppe immer möglichst einfach machen. Und das tut man, indem man eher von einer kleineren Bildschirmauflösung bzw. insgesamt einer geringeren technischen Ausstattung ausgeht – außer, man weiß ganz genau, dass seine (potenzielle) Nutzerschaft modern ausgerüstet ist.

Die Sortierung der Suchergebnisse wird nur von drei Portalen alphabetisch gestaltet. Eigentlich ist dies doch die naheliegenste Sortiermöglichkeit und auch diejenige, die der Nutzer am ehesten erwarten würde. Hier könnten Imedo, DocInsider, Mein Guter Arzt und Medführer noch nachbessern. Imedo sortiert nach überhaupt keiner nachvollziehbaren Regel. Vermutlich ist die Sortierung chronologisch; sichtbar ist dies jedoch nicht. DocInsider sortiert nach Bewertung. Noch liegen nicht viele Bewertungen vor, so dass die Sortierung noch nicht zu unübersichtlich ist. Wäre jedoch eine ganze Bildschirmseite mit Bewertungen gefüllt, wäre es sinnvoller, ein zusätzliches Sortierkriterium hinzuzufügen, beispielsweise alphabetisch oder chronologisch. Das gleiche gilt für Medführer, wo die Schmerzgrenze einer Seite bereits erreicht ist.
Mein guter Arzt sortiert standardmässig chronologisch, gibt aber nirgendwo ein Datum an, nach dem sortiert wird. Man kann allerdings auf alphabetische Sortierung umstellen. Die Sortierfunktion ist jedoch leider nur sichtbar, wenn man NICHT die Suchfunktion auf der Startseite benutzt, sondern sich über den Navigationspunkt "Arzt finden" durchklickt.

Weitere Bewertungskriterien für die untersuchten Portale wird es in Teil 4 geben.