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Tauschticket ist eine Büchercommunity, bei der man virtuelle Tickets in Bücher und andere Medien und seit einiger Zeit auch in "alles Mögliche" investieren kann, von Socken bis zum Diktiergerät. Ursprünglich war die Tauschbörse aber hauptsächlich auf Bücher fokussiert, sah mal so aus
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und hat es in den vergangenen Jahren zu einer stattlichen Fan-Gemeinde gebracht.

Irgendwann wurde aus Buchticket Tauschticket, die Auswahl an zu tauschenden Objekten wurde größer, der Server platzte aus allen Nähten und das angestaubte Design war längst fällig für einen Relaunch. Nun also sieht Tauschticket so aus:

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Und nun ist die Community erneut verstimmt.

Der Tauschticket-Relaunch ist ein klassisches Beispiel für fehlerbehafteten Umgang mit der Community innerhalb des Community-Managements und in der Geschichte der Tauschbörse nicht der erste Punkt, der für die Nutzer zum Ärgernis wurde. Auch wenn ich jetzt an dieser Stelle keinen großen Ausflug in den Umgang mit Nutzern innerhalb von Online-Communities machen möchte - es ist im Zusammenhang mit diesem Relaunch interessant, dass die Nutzer in den Relaunch offenbar kein Stück weit einbezogen wurden.

Bemerken kann man dies anhand der Kommentare im Tauschticket-Forum, wo ein überwiegender Teil der Nutzer sich über das neue Design beklagt - und vor allem über den mangelnden Kontrast. Besonders fatal (im Hinblick auf das Community-Management genauso wie auf die Usability allgemein): dort werden bereits Tipps ausgetauscht, wie man sich im Browser benutzerdefinierte Farben einstellen kann. So sehr wird die neue Farbgebung abgelehnt.

In der Tat, der Kontrast ist schlecht. Die weiße Schrift auf den, mit einem Farbeffekt versehenen Buttons, verschwimmt nach einiger Zeit vor den Augen. Blickt man danach auf eine weiße Fläche, müssen sich die Augen erst umstellen, Farbflecken können erscheinen - die Farben sind zu grell. Der Farbeffekt erzeugt einen Bruch innerhalb der Buttons, eine optische Trennlinie, auf der die Schrift liegt. Das ermüdet das Auge rasch - lästig und störend für eine sehr gemischte Nutzerschaft mit unterschiedlicher Altersstruktur, in der sich auch viele Ältere befinden.
Auch beißt sich der Farbverlauf im Hintergrund mit den sonstigen Blautönen. Die Farbassoziation an sich ist in Ordnung: blau suggeriert Professionalität und Seriösität, grün sorgt für einen freundlichen Charakter. Aber: der Farbton ist wichtig, und der ist hier eine Spur zu hell, um wirklich angenehm fürs Auge zu sein.

Die Funktionalität hingegen hat sich verbessert - denn auch das Design an sich wurde verändert, nicht nur die Farbgebung. Tauschticket ist nun wesentlich aufgeräumter, übersichtlicher und insgesamt "leichter" geworden - ob nun in der Bedienung oder in der Optik. Die vorher zweizeilige Navigation, die durch ihre Anordnung leicht den Eindruck erwecken konnte, dass bestimmte Dinge zueinander gehören oder gar einander untergeordnet sind, wurde entschlackt:

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Insgesamt wurde das Design modernisiert, vom eckigen, leicht unbeholfenen hin zum runden; vom Informatiker-Design zum gestalterisch anspruchsvolleren. Abgesehen von den Farben, natürlich.

Die Änderung der Navigation bedeutet auch eine Änderung der Struktur, denn wie man oben im Bild annähernd erkennt, sind Navigationspunkte aus der Hauptnavigaton entfernt worden. Für den, für die Nutzer sehr wichtigen Bereich des Forums hat man eine gute Alternative gefunden; der Button befindet sich nun rechts, deutlich abgesetzt von der restlichen Navigation und direkt neben dem Button, der zum Profil des Nutzers führt. Auch wenn ich zuvor noch arg geschimpft habe darüber, dass die Belange der Community mißachtet wurden: hier wurde tatsächlich mitgedacht und die für die Nutzer wichtigsten Elemente zusammenhängend gruppiert.

Auch in anderen Bereichen hat sich die Usability von Tauschticket verbessert. Allerdings hat das offenere Design auch zur Folge, dass die Seitenstruktur stark gestreckt wird, das bedeutet mehr Scrollen und weniger die Möglichkeit, sich beispielsweise im Katalog einen schnellen Überblick zu verschaffen. Sicher ein Nachteil bei dem umfangreichen Angebot - immerhin weit über 1 Million Bücher befinden sich in der Datenbank, und dazu kommen noch hundertausende anderer Medien.

Ein solcher Relaunch dient häufig dazu, Neukunden bzw. neue Nutzer anzusprechen. Tauschticket ist weit über fünf Jahre online, es existieren einige konkurrierende Angebote, von denen viele schon lange zuvor ein deutlich angenehmeres Erscheinungsbild besaßen. Und dennoch: ein Relaunch ist manchmal auch ein Schritt zurück. Dann nämlich, wenn sich Nutzer mit einer Webseite weniger identifizieren können als zuvor. Nicht nur das Design, auch das Logo wurde verändert. Es ist sicherlich moderner und abstrakter als zuvor,  auch wenn es immer noch strenggenommen kein wirkliches Logo ist. Dass die Striche über dem Schriftzug die virtuelle Tauschwährung darstellen sollen, kann man erahnen. Für viele alteingesessene Nutzer ist dies aber ein weiterer Schritt weg vom heimeligen Buchliebhaberclub hin zu einer modernen, anonymen und austauschbaren Plattform.

Dass Tauschticket im Vorfeld keine Nutzerbefragungen, nicht einmal einfache Umfragen gestartet hat, passt in dieses Bild. Aufmerksame Community-Manager hätten aus den Forenbeiträgen ein exzellentes Stimmungsbild erhalten können und könnten es noch jetzt, wenn sie wollten. Designänderungen sind häufig schwierig für Nutzer einer Community. Usability bedeutet eben, die Nutzer einzubinden - für eine Online-Gemeinschaft ein ausgesprochen wichtiger Punkt, der über das Wohlbefinden innerhalb der Gemeinschaft entscheiden kann. Veränderungen sollten bei langjährigen, eingeführten Online-Communities behutsam geschehen.

Nutzer sind erstaunlich tolerant, wenn es ums Design geht, und sie verzeihen auch Usability-Fehler, wenn die Gemeinschaft ihnen etwas bietet, was sie dort halten kann. Ein Community-Management, das jedoch in ihren Augen nicht an diesen Nutzern interessiert ist, kann mehr stören als das.

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Neulich, bei XING: jemand stellt ein neues "Internet-Siegel" vor, das kostenlos zu haben ist und angeblich die Glaubwürdigkeit, beispielsweise eines Online-Shops, erhöht. Wäre das nicht traumhaft, wenn es so einfach wäre? Einfach ein hübsches Emblem auf die eigene Webseite kleben, und schon ist selbige glaubwürdig... Halt. So einfach ist es natürlich nicht. Trotzdem ist Glaubwürdigkeit kein Hexenwerk - auch ohne viel Geld auszugeben. Aber was ist denn eigentlich Glaubwürdigkeit?

Glaubwürdigkeit: was das für den Nutzer bedeutet

Jacob Nielsen [1] bezeichnet Glaubwürdigkeit als "eines der wesentlichen Ziele guten Webdesigns". Webseiten, die glaubwürdig wirken, lassen Benutzer verweilen - und wiederkommen. Aus Studien weiß man, dass vor allem das Design dazu beiträgt, dass eine Webseite glaubwürdig auf den Benutzer wirkt. Hinzu kommt eine gute, sinnvolle Struktur und natürlich "gute" Inhalte - was das genau heißt, sehen wir später. Für den Benutzer bedeutet Glaubwürdigkeit vor allem, dass er der Webseite vertrauen kann. Das kann verschiedenes umfassen: dass die dargestellten Informationen korrekt und umfassend sind, dass die Sicherheit im Umgang mit persönlichen Daten und im Zahlungsverkehr gewährleistet ist, dass es sich um einen (aus der Offline-Welt bekannten) Anbieter handelt und vieles mehr. Wie stellt man nun die Glaubwürdigkeit her?

Glaubwürdigkeit: wie es funktioniert

Das Design trägt entscheidend dazu bei, dass ein Benutzer eine Webseite als glaubwürdig empfindet. Allgemein geht man davon aus, dass ein klares, je nach Zielgruppe und Branche auch schlichtes Design, in der Regel mit eher schlichter Farbgebung, diese Wahrnehmung unterstützt. "Schreiende" Farben in unpassenden Kombinationen (insbesondere blau/gelb/orange-Kombinationen) können Nutzer abschrecken. Falls nicht, wird es meist aber eine schlechte Seitenstruktur tun - oder anders gesagt, sind Seiten so gestaltet, dass sich der Benutzer nur schlecht zurechtfindet, weil die Seite zu unübersichtlich wirkt, dann kann dies die Glaubwürdigkeit vermindern. Sinnvolle Seitenstrukturen sind für alle Webseiten wichtig, aber gerade bei Online-Shops, bei denen die Glaubwürdigkeit ein entscheidender Punkt ist - weil sie über Kauf oder Nicht-Kauf entscheiden kann - sollte besonders darauf geachtet werden. Die Kategorisierung ist hier ein wichtiger Punkt.

Allgemein lässt sich eine gute Struktur erreichen, indem man Inhalte effektiv gruppiert und logisch anordnet. Was zusammengehört, sollte auch als zusammengehörig erkennbar sein. Ein bestimmtes Schema zur Anordnung der Inhalte sollte konsistent durch alle Seiten durchgezogen werden: ob nun alphabetisch oder chronologisch, wichtig ist, dass es für den Zweck der entsprechenden Webseite sinnvoll ist.

Überhaupt, die Inhalte. Wie stellt man sicher, dass diese glaubwürdig sind? Auch hier gilt: das Gesamtbild ist entscheidend. Redaktionelle Inhalte wie Artikel oder Nachrichten erfordern stets die Angabe des Autoren. Die Angabe eines Datums ist wichtig, damit der Leser die Aktualität der Inhalte beurteilen kann. Quellenangaben helfen ebenfalls, die Glaubwürdigkeit der Inhalte zu stärken. Auch externe Links können dazu beitragen - Studien zeigen, dass Benutzer eine Unternehmenswebseite dann als glaubwürdiger betrachten, wenn sie auch auf andere, ähnliche bzw. relevante Webseiten veweist. Referenzen sind ebenfalls ein Punkt, der die Glaubwürdigkeit stärkt.

Schließlich kommen dazu noch Kontaktmöglichkeiten und ein korrektes Impressum. E-Mail-Adressen einzelner Mitarbeiter wirken unter Umständen besser als ein Kontaktformular, bei dem nicht ganz klar ist, wen die Nachricht wirklich erreicht. Wichtig ist aber vor allem, dass überhaupt Kontaktmöglichkeiten existieren - eine kostenpflichtige Telefonnummer allein tut der Glaubwürdigkeit jedenfalls nicht besonders gut. Alle Angaben, die jeweils zum Geschäftszweck schon aus rechtlichen Gründen dazugehören, sollten natürlich vorhanden sein: AGB (wenn nötig), Angaben über den Umgang mit persönlichen Daten, Widerrufsbelehrungen und so weiter. Und: alle diese Dinge sollten leicht zu finden sein! Womit wir wieder beim Punkt Design wären. Dazu gehört eben auch, wichtige Inhalte so darzustellen, dass der Benutzer nicht lange danach suchen muss.

Glaubwürdigkeit: und das Siegel noch dazu?

Was ist jetzt aber mit den ganzen Siegeln? Ja, so manches davon erhöht in den Augen des Benutzers die Glaubwürdigkeit. Das Problem: es gibt mittlerweile sehr viele davon und längst nicht alle sind auch bekannt. Benutzer informieren sich über die Sinnhaftigkeit dieser Siegel häufig in Quellen außerhalb der Online-Welt, also in Zeitungen, Magazinen etc. Ein eher unbekanntes Siegel - und sei es für den Betreiber auch kostenlos - ist also kein Garant für die Glaubwürdigkeit.

[1] Jacob Nielsen: Designing Web Usability, 2001

Was in Leipzig noch mit viel öffentlicher Kritik bedacht wurde, ging in Stuttgart ziemlich leise vor sich: der Relaunch der Webseite des örtlichen Nahverkehrsverbunds. Dem bescheidenen VVS war diese Aktion scheinbar nicht mal eine Pressemeldung wert, dabei muss sich die neue Webseite nicht verstecken. So sieht sie aus:

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Für erfahrene Nutzer ungewohnt ist vor allem die Umstellung des Schnellzugriffs auf die Fahrplanauskunft von der linken auf die rechte Seite. Dafür wurde auf der linken Seite die Möglichkeit für zielgruppenspezifische Seiteneinstiege geschaffen. Leider verwirren die inkonsistent gestalteten Unterseiten doch ziemlich - mal sind die neuen Icons (zu denen komme ich noch) links, mal sind sie oben, die Navigation ändert sich, es werden weitere Navigationspunkte mal zur Orientierung in Kästen gruppiert, mal nicht... das ist nicht logisch, da kann man noch nachbessern.

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Dafür sind die Icons deutlich besser als bei den Leipziger Kollegen:

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Klar, man kann sich fragen was das mit dem Känguruh bedeuten soll (das erklärt sich allerdings, wenn man die entsprechende Seite auswählt) und man kann finden, dass das Männchen bei "jetzt umsteigen" ganz schön gehetzt aussieht (wenn man so will, ist auch das passend, schließlich soll Bus- und Bahnfahren einen ja gelassener machen). Dennoch sind fast alle Icons deutlicher, klarer und sinnhafter als die der LVB. Zum Vergleich hier noch mal das Icon, dass die meiste Kritik einstecken musste:

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Die VVS unterscheidet immerhin nicht nach "Erwachsenen" und "Autofahrern", sondern nach "Familien", "Senioren" und "Jugendlichen" und verzichtet darauf, diese Nutzergruppen als Icon darzustellen. Ob sich allerdings alleinfahrende Erwachsene in diesem Konzept wiederfinden, sei mal dahingestellt. Die müssen sich dann vielleicht mit den Seiten für "Berufstätige" begnügen (die Diskussionen kann ich mir jetzt lebhaft vorstellen...).

Um mal ein kleines Fazit aus dieser kurzen (hier mal rein optischen) Tour durch die neuen VVS-Seiten zu schließen: ein nicht hundertprozentig logischer, jedoch weitgehend sinnvoll gegliederter und strukturierter, angenehm gestalteter und (vielleicht bis auf den Seitenwechsel des Eingabeformulars auf der Startseite) behutsam vorgenommener Relaunch.


Dieses Beispiel für dumme Formulare bekam ich heute zugeschickt (danke an Matthias). Er schreibt dazu:

Wollte mich vom Newsletter abmelden, das untenstehende Formular wurde mir angezeigt.  Ich habe es ausgefüllt und man meckerte mir an, dass mein Passwort nicht den Vorgaben entsprechen würde.  Ich: "Hä??" und nochmal abgeschickt, dann kam die untenstehende Meldung.  Toll, wa?

Was ich dann rausgefunden hatte: ich hatte noch ein altes Passwort hinterlegt, das nicht den neuen Bestimmungen bei denen entspricht.  Und irgendwie hatte er das angemeckert beim Speichern eines anderen Formulars - aber den Zusammenhang hinzubekommen ist erst mal ziemlich akrobatisch.  Das Ende vom Lied war, ich habe mein Konto bei mobile.de gelöscht, was um einiges schneller ging^^.

Tja :)

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Wieder mal ein Beispiel für mangelhafte Nutzerführung in Formularen. Was ist hier alles falsch?

  • Die Fehlermeldung hat die gleiche Textauszeichnung wie eine Überschrift.
  • Es fehlt ein Hinweis auf das Feld, in dem eine falsche Eingabe getätigt wurde (die Zahl 3 davor hat jedenfalls für den Nutzer überhaupt keinen hilfreichen Charakter).
  • Es gibt über die Fehlermeldung hinaus keine Hilfe, wo der Fehler zu suchen ist (kein Formularfeld ist markiert).
  • Der Text der Fehlermeldung ist nicht ausreichend (in Korrelation mit den anderen Punkten - wenn man weiß, welches Feld gemeint ist, erschließt sich das Problem leichter).

Was war nun tatsächlich der Fehler? Natürlich der Punkt zwischen den Ziffern im Feld "Miete/Kaufpreis - bis...". Logisch, oder? :)
In den letzten Tagen ging es hoch her im Netz: die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) hatten ihre frisch relaunchte Webseite präsentiert. Darüber wurde viel geschrieben und wenig gelobt, unter anderem in diesem sehr guten Artikel des Journalisten Daniel Große oder hier im Designtagebuch. Die Oberfläche ist aber auch wirklich mit bestem Willen nicht anders als - Verzeihung - hässlich zu nennen:

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Sie wirkt kein Stück zeitgemäß. Die große Frage ist, wie und mit welchen Nutzern wurde diese Webseite getestet - denn getestet wurde sie laut einer Pressemeldung angeblich. Der Kontrast der weißen Schrift auf grau gestricheltem Grund ist schlecht, die vielen Versalien sind ein No-Go im Bereich Lesbarkeit, besonders die linke Reiternavigation ist sehr schlecht zu lesen. Gehörten Senioren zur Testgruppe?

Man navigiert über gruselige, viel zu detailreiche Icons. Hier wäre interessant zu sehen, wie die Fahrscheinautomaten der LVB aussehen. Denn da liegt eine große Stolperfalle im Design (und damit auch in der Gebrauchstauglichkeit): entsprechen diese Icons nicht solchen, die die Nutzer bereits kennen, müssen sie sich umstellen. Denn die Icons sind auch nicht in irgendeiner Form standardisiert, d.h. sie sehen auch nicht bereits bekannten Symbolen ähnlich wie zum Beispiel dem hier :
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Insbesondere die Icons für "Haltestelle" und "Verbindung" rechts oben sind zu nah beieinander platziert und sich zu ähnlich. Natürlich hilft die Schrift, die Symbole dann zu unterscheiden, aber da beim Mouse over die Bildunterschriften für ALLE die Symbole in dieser oberen Ecke an der GLEICHEN Stelle erscheinen... nun ja.

Schlimm auch das an den unteren Rand geklebte und festgepinnte gelbe... Ding, das beim Scrollen stehenbleibt. Wie Daniel Große schon schrieb, fordert es zu Blicksprüngen heraus, weil es die Aufmerksamkeit anzieht. Das macht die gesamte Seite unruhig. Dazu trägt aber auch die eigenartige Verwendung von Farben bei. In Formularen sind manche Bereiche, wie z.B. das Suchfeld, orange hinterlegt. Diese Farbe signalisiert am linken Karteireiterrand auch, dass hier etwas ausgeklappt werden kann (etwas, auf das ein ungeübter Nutzer aber wahrscheinlich NIE kommen wird, da es sich nur um ein oranges Rechteck ohne jeden Text oder Hinweis handelt). Wie beim Suchfeld suggeriert die orange Farbe also eine Aktivität, die der Nutzer hier starten kann (die Suche starten, bestimmte Bereiche anzeigen lassen). Gleichzeitig sind aktive Bereiche aber auch orange markiert, sowohl in Unternavigationen bei Menüs wie auch in den Icons der rechten oberen Leiste sowie bei Icons, die auf manchen Unterseiten vorkommen. Die Haupticons, die auf der Startseite einmal prominent platziert sind und sich auf den Unterseiten links oben befinden, sind im aktiven Zustand jedoch NICHT orange hinterlegt - sondern in unterschiedlichen Blautönen, in gelb und grün...

Insgesamt also ein riesiges, wirres Durcheinander ohne jede Konsistenz. Obwohl offensichtlich viel Arbeit investiert wurde, ist das Gestaltungskonzept nicht stringent. Und die merkwürdigen Figuren im Tickets und Tarife-Bereich sind wirklich einfach nur... schrecklich. Um nochmal auf Daniel Grosse zurückzukommen, der hat das nämlich sehr sehr nett beschrieben:

"Studenten sind offenbar fülliger als Azubis, Erwachsene haben einen Bierbauch, Autofahrer sind unförmig und Senioren sind augenscheinlich Exhibitionisten, die ihren Mantel lüften."

Ganz ehrlich, wer MACHT sowas? Nimmt kostenlose Grafiken, die man im Netz runterladen kann, und benutzt die sinn- und haltlos für ein solches Unternehmen...

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Und so könnte man stundenlang weitermachen: warum gibt es zwei verschiedene Icons für Informationen, von denen eines "Nachrichten" heißt, und was unterscheidet oder verbindet eigentlich die zwei Haupticon-Leisten? Wieso ist diese Seite so wenig erwartungskonform gestaltet, dass ich - mit 15 Jahren Netzerfahrung - wie blöd danach suche, wie man verdammt noch mal zurück zur Startseite kommt? Wieso kleben einige Teile dieses "Designs" so aneinander, während andere viel zu viel Luft haben? Wieso gibts beim Browsen mit Safari unter dem Punkt "Hilfe" einfach mal GAR nichts?

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Besonders fassunglos ließ mich der Kommentar des Marketing-Leiters der LVB zurück, der auf die zahlreichen technischen Probleme mit der Fahrplanauskunft antwortete:

„Diese Fehler gab es auch schon vorher, sie hängen nicht mit der neuen Internetseite zusammen."

Wollen wir alle mal einen Moment innehalten und darüber nachdenken, was der Zweck der Webseite eines Verkehrsunternehmens sein sollte. Welche Nutzungsszenarien könnte es hierfür geben? Ach so - darüber HAT niemand nachgedacht? Sieht so aus. Im wahrsten Sinne des Wortes.        
Im Suedkurier gibt es einen ganz netten Artikel über eine Autorin, die - unter anderem - an einem Nutzertest teilnehmen durfte und auch sonst schon an vielen alltäglichen Geräten verzweifelte und darüber nun ein Buch geschrieben hat.
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Gut, ist kein Webdesign, ist keine Usability, sondern eine reine Gestaltungsangelegenheit. Trotzdem ein schönes Beispiel, weil es einfach nicht durchdacht ist. Im Designtagebuch geht es in einem Beitrag um das neue Logo von Peugeot. Man beachte dabei die farbliche Gestaltung und die dadurch entstandene anatomische Besonderheit ;)
Wenn ich eine Pressemeldung zum Relaunch einer Bibliotheken-Webseite bekomme, horche ich als Ex-Bibl-Assi natürlich auf. Bibliotheken-Webseiten waren in den letzten Jahren so ein bisschen das Stiefkind im Web, mit wenig attraktiven Oberflächen und meist mehr schlecht als recht bedienbaren Online-Katalogen.

Die Stadtbücherei Pforzheim hat nun also eine neue Webseite bekommen. Auf einen direkten Vergleich müssen wir diesmal verzichten, weil ich die alte Seite nicht kenne. Aber wie sieht sie denn nun aus?

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Farblich kein echter Überflieger, aber was mehr stört ist die Grundeinstellung der Schriftgröße, die nicht besonders lesefreundlich ist. Etwas ungewöhnlich ist die Platzierung der Möglichkeit, die Schrift zu vergrößern/verkleinern - jeweils am rechten oberen Rand des Content-Bereichs, dadurch immer über Bildern statt direkt am Text, zumal der Text nicht zweispaltig ist. Auch dass hierfür nur Icons, kein Text verwendet werden, ist in Anbetracht der sonst üblichen Form etwas weniger schön. Dafür passt es aber für Benutzer, die die Seite www.pforzheim.de schon kennen, schließlich zeichnet sich dafür die gleiche Agentur verantwortlich.

Ein bisschen unsauber ist der Kasten "So funktioniert die OnleihePF" auf der Startseite, er hängt ein wenig schief dort... und der Link führt zu einem PDF, jedoch ohne dies anzukündigen. Externe Links werden ebenfalls nicht angekündigt - beim Überfahren mit der Maus kommt allerdings eine Meldung. Bloß ist die in Englisch:

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Viele Links haben auch gar keine unterstützenden Meldungen beim Mouse-Over, zum Beispiel die komplette Navigation rechts und links.

Dafür ist die Funktionalität umfangreich. So kann man mittels einfachem Formular eine Online-Fernleihe durchführen, jeder Mitarbeiter hat eine eigene E-Mail-Adresse, die Sitemap ist korrekt und hilfreich (wenngleich inkonsistent in der Gestaltung der Links).

Als Fazit: ein für Bibliotheken durchaus ungewöhnlich umfangreicher Webauftritt mit mehreren kleinen Schwächen in der Usability - und größeren Schwächen in der Barrierefreiheit. Gerade Bibliotheken sollten hier mehr Bemühungen zeigen. Dennoch ist die Seite von ihrer Modernität sicher ein Wegweiser für andere Städte, ihre Webseiten zeitgemässer zu gestalten. Mit ein bisschen mehr Nutzerfreundlichkeit dazu - eine gute Idee.

Aktuelle Einträge finden Sie auf der Startseite, alle Einträge in den Archiven.

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